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Sinkewitz gedopt.
Die Nachricht entsetzt in Gera seinen ehemaligen Trainer Gerald Mortag
(18.07.2007 / OTZ Gera / Andreas Rabel)

Gera/Hamburg. Er ist jung, er wirkt sympathisch - Patrik Sinkewitz wirbt in einem Fernsehspot für einen Getränkehersteller, lässt sich die Apfelschorle schmecken und verbindet die Werbebotschaft mit dem Aufruf: "Treibt sauber Sport". Selbst tut er es offenbar nicht. Sinkewitz ist am 8. Juni bei einer Trainingskontrolle positiv auf Testosteron getestet worden.

Testosteron, das künstliche Wachstumshormon dient dem Muskelaufbau - ist ein Klassiker im Feld der Doper. Der 26 Jahre alte Fuldaer trainierte am Tag der Kontrolle mit seinen T-Mobile-Kollegen in den Pyrenäen. Spötter werden sagen, sie waren auf "Spritztour".

Sollte die B-Probe den Verdacht des anabolen Dopings erhärten, droht Sinkewitz eine 2-jährige Sperre und das T-Mobile-Team wird sich überlegen müssen, ob es aus der Tour de France aussteigt. ARD und ZDF haben sich gestern schon zu diesem Schritt entschlossen.

Mit Sinkewitz hat man keinen keinen altgedienten Profi erwischt, sondern einen jungen aufstrebenden Radsportler, einen der für den neuen, den sauberen Radsport werben sollte. Er ist der erste des Dopings überführte Radsportler, der für das TEAG Team Köstritzer gefahren ist. Der Hesse kam im Jahr 1999 zum SSV Gera, trainierte bei Gerald Mortag, ließ bei seinem Sieg bei der Thüringen-Rundfahrt 2000 seine Kletterqualitäten aufblitzen. Als Jung-Profi ging er zum Team Mapei-Qickstep, gewann im Trikot der Mailänder 2004 die Deutschland-Tour. Der junge Mann ließ seinen Ex-Trainer grüßen, lobte, holte sich von ihm noch manchen Tipp, auch als Profi. Vor zwei Jahren, als die Rad-Welt noch in Ordnung schien, schloss sich Sinkewitz dem T-Mobile Team an. Olaf Ludwig führte die Geschäfte bei dem Radrennstall.

Geraer Radtrainer Gerald Mortag Sein früherer Coach Gerald Mortag hat die Nachricht, Sinkewitz habe gedopt, gestern zuerst im Radio gehört und wollte es nicht glauben. "Das war ein Keulenschlag. Von ihm hätte ich das nicht gedacht." Der Radsport leide, stünde am Pranger, "und alle würden über einen Kamm geschert". Er könne es nicht nachvollziehen, was er gemacht hat, jetzt in dieser Phase schon gar nicht. Mortag attestiert Sinkewitz "ein außergewöhnliches Talent". Das müsse seiner Meinung nach, die Grundlage für den Sport sein, doch seien "die Verlockungen sehr groß, zu betrügen". Das sehe man "in unserer Gesellschaft". Es geht um viel, scheinbar machen es alle und wer nicht mitmacht, fährt hinterher. Ein Teufelskreis.

Seine jungen Sportler im Thüringer Energie Team hält der dreifache Bahnweltmeister zum sauberen Sport an, wie er es auch bei Sinkewitz damals getan hat. Der Radsport kann sauber werden, glaubt der erfahrene Coach, aber alle müssen mitziehen.

Nicht nur Mortag fragt sich, was mag in den Köpfen der jungen Radprofis vorgehen? Sinkewitz, der in einem Hamburger Krankenhaus nach seinem Sturz am Sonntag bei der Tour de France behandelt wird, stammelte nur: "Wieso ich? Ich kann mir das nicht erklären." Er könne sich jetzt nicht darum kümmern, er werde operiert. Um Antworten wird er nicht herum kommen.

Die Verlockungen, in unserer Gesellschaft zu betrügen, sind offenbar sehr groß.

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20.07.2007 - www.otz.de