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Stechen vor Ort
Robert Förstemann will nach Peking, muss aber erst das Duell gegen René Enders gewinnen.
(29.02.2008 / OTZ Gera / Andreas Rabel)

Robert Förstemann will nach Peking, muss aber erst das Duell gegen René Enders gewinnen. (Foto: OTZ) Es kommt schon mal vor, dass er sich an der Ampel dabei ertappt, wie er auf "Grün" lauert und wenn es soweit ist, versucht, in Bruchteilen einer Sekunde das Gaspedal zu treten.

Robert Förstemann ist schnell, will der Erste sein. Und das von Berufs wegen. Der 21-jährige Geraer ist Bahnradsprinter, Spezialdisziplin Teamsprint, und einer der wenigen Ostthüringer, der sich für die Olympischen Spiele im August in Peking qualifizieren kann. Doch zunächst steht eine Woche nach Ostern in Manchester die Bahn-WM auf dem Programm. Bundestrainer Detlef Uibel hat für die Position des Anfahrers ein internes Stechen angesetzt. René Enders vs. Robert Förstemann heißt die Paarung.

Aus der Startmaschine heraus ist eine Runde zu fahren. Förstemann hat Erfahrung mit dem Stechen, musste 2005 zwei Wochen vor dem WM in Bordeaux gegen den Erfurter Matthias John antreten. "Das Stechen war schon wie eine WM für mich." Er sei zwei Wochen in Top-Form gewesen und bei den Titelkämpfen nicht mehr, "und wir sind nur Fünfter im Teamsprint geworden". Diesmal hat Uibel das Ausfahren zwei Tage vor dem Teamsprint an Ort und Stelle angesetzt. "Bin ich beim Stechen in Form, dann bin ich es auch bei der WM."

Förstemann hat beim Coach vielleicht einen kleinen Bonus, er gewann mit Stefan Nimke und Miximilian Levy bei der WM 2007 auf Mallorca Teamsprint-Bronze - die einzige deutsche Medaille auf den Balearen. Und Förstemann bringt alles mit, was man für einen Sprinter braucht, ist bärenstark, sein Kampfgewicht liegt bei 89 kg bei einer Größe von 1,74 Meter. Nimke und Levy finden hinter dem breiten Kreuz Windschatten vor. Als Anfahrer versteht er es, aus der Startmaschine heraus mit wenigen Tritten hohes Tempo aufzunehmen. "Mit der ersten Runde kannst du kein Rennen gewinnen, aber verlieren", sagt er.

Als er Jugendfahrer beim SSV Gera war, erkannte sein damaliger Trainer Andreas Wartenberg sofort, aus dem Jungen wird kein Bergkönig, aber schnelle, sehr schnelle Beine, die hat er. "Ich hatte Mühe berghoch, aber war der erste beim Sprint zum Ortseingangsschild", erinnert er sich an die Anfänge im Rennsattel.

Der Radsprint war schnell seine Welt, fast alles dreht sich um schnelle Runden. Gut, dass Freundin Melanie so viel Verständnis aufbringt. "Sie ist mein Talisman, mein Ruhepol." Förstemann kam schnell vorwärts, sammelte diverse deutsche Meistertitel im Nachwuchs, wurde Weltmeister bei den Junioren. Der junge Mann weiß, was er will, und was nicht, scheute sich nicht, das Erfurter Sprintteam von Jochen Wilhelm zu verlassen. "Ich hatte den Eindruck, auf der Stelle zu treten, dass ich nicht die gewünschte Aufmerksamkeit bekam."

Seit bald zwei Jahren fährt der Geraer nun für das Chemnitzer XXL-Team und trainiert in Berlin beim früheren Sprint-Ass Emanuel Raasch. Im Dezember 2007 schnupperte Förstemann beim Weltcup in Peking erstmals Olympia-Luft. "Die Halle ist gigantisch. Ich dachte immer, die Berliner Bahn ist riesig, nun weiß ich es besser." Aber das 250-m-Lattenoval ähnelt dem in Berlin, der Belag ist schnell. "Das liegt mir." Für das Duell mit dem gebürtigen Aumaer und jetzigen Erfurter René Enders fühlt er sich gerüstet. "Die Werte stimmen. Der Bumms ist da." Woran es noch ein wenig hapert, ist die Reaktionszeit am Start. Aber dafür gibt es ja die grünen Ampeln.


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29.02.2008 - www.otz.de