Homepage der OTZ




Enders setzt Tradition fort
Bronze im Teamsprint - Erste Medaille für Radsportverband in Peking.
(16.08.2008 / OTZ / Heiko Faber)

Peking. Manchmal kann ein Lauf um Platz drei dramatischer sein als das große Finale. Zum Beispiel gestern Abend bei der ersten olympischen Entscheidung der Bahnfahrer im Laoshan Velodrom, das mit seiner Architektur einem UFO ähnelt.

Nach der Pleite auf der Straße gab es zum Auftakt durch René Enders (Auma), Maximilian Levy (Cottbus) und Stefan Nimke (Schwerin) die vom Bund Deutscher Radfahrer ersehnte Medaille - und das mit Thüringer Beteiligung. "Wir wollten die Bronzemedaille, und wir haben sie bekommen", sagte ein überglücklicher Anfahrer René Enders nach der Millimeterentscheidung im Teamsprint gegen die Australier.

Ina und Ulrich Enders freuen sich zu Hause in Auma über Olympiabronze ihres Sohnes René. (Foto: Marcel Werner) Als der 21-Jährige das Ergebnis auf der Anzeigetafel sah, konnte er die Tränen nicht mehr unterdrücken. Um hauchdünne acht Tausendstelsekunden lag der deutsche Express vor den Konkurrenten. "Die Medaille ist das Abschiedsgeschenk für meinen Heimtrainer Jochen Wilhelm in Erfurt, der in den Ruhestand geht. Ich habe ihm versprochen, dass ich eine Medaille mitbringe", sagte René Enders. Der kleine Ostthüringer bot sowohl in der Qualifikation als auch im folgenden Halbfinale eine starke Vorstellung. Besonders die 43,699 des Trios im Halbfinale waren beste Sahne - deutscher Rekord und sogar vier Zehntel schneller als beim Olympiasieg des BDR-Trios in Athen. Drei Hundertstel Sekunden schneller, und die Deutschen wären gestern Abend gegen Großbritannien sogar um Gold gefahren.

Ausgerechnet im dritten Lauf traf es René Enders. Er blieb irgendwie in der Startmaschine stecken, das Hinterrad drehte durch: "Lassī ich mich hinfallen, dann gibt es einen Neustart oder fahre ich durch? Es ging alles so schnell. Ich hatte keine Zeit zum Nachdenken, nur gehofft, dass die zwei nach mir das wieder aufholen", beschrieb René Enders die Situation, die er zuletzt auch in Erfurt erlebte. Zwei Zehntel kostete ihm das Malheur. Levy konnte den Rückstand in der zweiten Runde nicht wettmachen. Australien war Bronze sicher, so schien es.

Doch mit einer fulminanten Schlussrunde fing Stefan Nimke noch die Australier ab. Für Nimke, der vor vier Jahren mit Jens Fiedler und dem Erfurter René Wolff den Teamsprint in Athen gewonnen hatte, war es bereits die vierte olympische Medaille. "Nur noch reintreten habe ich gedacht, vielleicht geht noch was", sagte der Routinier.

Bundestrainer Detlef Uibel meinte eher im Scherz, "René müsse nun einen ausgeben." Doch der konterte: "Wir gewinnen gemeinsam, wir verlieren gemeinsam. Und heute haben wir gewonnen, wir haben alles gegeben," Er sei unwahrscheinlich aufgeregt gewesen, der Kreislauf habe verrückt gespielt. Aber das zählt jetzt nicht mehr, nur noch die Medaille.


Fenster schließen

16.08.2008 - www.otz.de