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Leiser Abschied nach fast 30 Jahren Leistungssport.
Radprofi Enrico Poitschke beendet Laufbahn.
(09.01.2009 / OTZ Gera / R.Sch.)

Enrico Poitschke Der Geraer Radprofi Enrico Poitschke entschied sich für einen leisen Abgang. Fast 30 Jahre saß er im Rennsattel, hat all die Klassiker bestritten, fuhr den Giro, die Vuelta und mit 35 Jahren die Tour der Leiden. "So wie ich gibt es nur wenige Renner, das muss man sich hart erkämpfen", meint Enrico Poitschke.

Mit elf Jahren stieg er aufs Rennrad. Rasch stellten sich erste Erfolge ein, doch der große Durchbruch sollte nicht gelingen, was auch für seine gesamte Amateur- und Profizeit galt. Er verstand sich als mannschaftsdienlicher Fahrer, was ihm einen festen Platz bei den Profis sicherte.

Mit einem Onkel aus dem Westen blieb ihm vorerst der Weg zum SC Dynamo Berlin und damit zum DDR-Leistungssport verwehrt. Glück für den Geraer Radsport, wo er 1985 als Nachdelegierung bei der SG Wismut seine neue sportliche Heimat fand. Der Wechsel von Niesky nach Gera sollte sich für ihn lohnen. Trainer Volker Schönfeld nahm ihn unter seine Fittiche, als Junior schaffte er den Sprung in die Nationalmannschaft und ab 1988, sportlich betreut von Werner Marschner, trainierte er mit Olaf Ludwig, Thomas Barth und Jens Heppner. Als sie zu den Profis wechselten, entschied sich Enrico Poitschke bei Gerald Mortag weiter als Amateur Rennen zu bestreiten.

1993 wechselte er für eine Saison von Gera nach Erfurt, kehrte aber nach Gera zum Team Köstritzer zurück. "Ich verfolgte zwar die Profiszene, doch selbst hatte ich zu diesem Zeitpunkt keinerlei Ambitionen zu wechseln. Und so überragend waren meine Leistungen zu diesem Zeitpunkt auch nicht", erinnert sich der heute 39-Jährige noch. Der Einschnitt kam 2000. Um weiter Rad zu fahren, musste er sich doch für eine Profilaufbahn entscheiden. Unterstützung fand er bei Michael Schiffner, der ein Profiteam in Leipzig installieren wollte. Dies gelang mit Erfolg mit dem Team Wiesenhof. Gern erinnert er sich an seine Starts bei der Friedensfahrt. 2001 gewann er eine Etappe und fuhr für einen Tag im Gelben Trikot. 2003 sicherte er sich im Friedensfahrt-Gesamtklassement Rang fünf.

Im gleichen Jahr gewann er den ältesten deutschen Klassiker "Rund um die Hainleite", zuvor kam er vier Mal auf Platz zwei ein. Ab 2006 fuhr er für das Team Milram.

Der Höhepunkt für den in Gera-Hermsdorf beheimateten Enrico Poitschke war der Start bei der Tour de France 2007. "Ich hatte mich darauf super vorbereitet. Die Teilnahme an der Tour de France mit Start in London und das Erreichen des Champs Ellysees in Paris war eines der größten Erlebnisse meiner sportlichen Karriere", erzählt Enrico Poitschke, der damals mit noch 37 Jahren der älteste Tour-Debütant in der über 100-jährigen Geschichte der Tour de France war.

Dass er bis zu seiner Entscheidung, dem Profiradsport Tschüss zu sagen, immer wieder einen Profivertrag bekam, sieht er selbst nicht als einen Glücksumstand, sondern sei seinem Ehrgeiz, sein Können in den Dienst der Mannschaft zustellen, gepaart mit einer kräftigen Portion Durchsetzungsvermögen geschuldet.

Für Enrico Poitschke stand auch eine gewisse Freude am Radsport im Vordergrund. Für ihn kein unbedeutender Grund dafür, dass es ihn so lange im Rennsattel gehalten hat. "Ich hatte immer Spaß am Radfahren, und zum Glück wurde ich von größeren Stürzen oder längeren Krankheiten verschont, die mich sportlich hätten zurückwerfen können."


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09.01.2009 - www.otz.de