18. Thüringen Rundfahrt der Frauen begann mit einer Gedenkfahrt für die Australierin Amy Gilett. Zeulenroda, 19.07.2005
Schock und Trauer.
18. Thüringen Rundfahrt der Frauen begann mit einer Gedenkfahrt für die Australierin Amy Gilett.


Die Rundfahrt trauert. Die Rundfahrt nimmt Anteil. Die Rundfahrt wird rollen. Dies sind die aktuellen Botschaften vom ursprünglichen Starttag der 18. Internationalen Thüringen-Rundfahrt der Frauen. Gestern Abend weinte in Zeulenroda nicht nur der Himmel, als die Rennfahrerinnen aus 15 Ländern Abschied von der Australierin Amy Gilett nahmen, die am Vortag bei einem tragischen Verkehrsunfall während einer Trainingsfahrt ums Leben gekommen war.
Amy Gilett 17.30 Uhr - dem eigentlich geplanten Starttermin zum Auftaktzeitfahren der 1. Etappe - war der Markplatz von Zeulenroda von vielen Hundert Zuschauern gesäumt, als sich der 200-köpfige Tourtross sowie Repräsentanten des Sports und des öffentlichen Lebens unter Glockengeläut zu einer bewegenden Stunde des Gedenkens versammelten. In die Betroffenheit aller mischte sich nach Bekunden von Tourmanager Christian Bergemann das Bangen um die weiteren fünf Fahrerinnen des australischen Teams, die bei dem Unfall zwischen Zeulenroda und Auma schwer verletzt worden waren und von denen sich noch zwei in kritischem Zustand befinden.
In bewegenden Worten gedachten die australischen Fahrerinnen der anderen Teams ihrer verunglückten Kolleginnen, der britische UCI-Kommissär Colin Clews übermittelte das Beileid des australischen Radsportverbandes und der Zeulenrodaer Pfarrer Michael Beer spendete Worte des Trostes.
Anschließend rollten die Fahrerinnen aller Mannschaften, mit einem Trauerflor am Trikotärmel, viele mit Tränen in den Augen, auf der Todes-strecke zum Unfallort. Gemeinsam mit Tourmanager Christian Bergemannn und TRV-Präsident Jürgen Beese legten sie dort Blumen und Kränze nieder; einen hatte die UCI, der Radsportweltverband, per Express aus Lausanne geschickt.
Angesichts der an der Landstraße Verharrenden kamen Zweifel auf, ob die Sportlerinnen und der Begleitttross am anderen Tag tatsächlich zu einem Radrennen aufbrechen würden. "Das ist eine Tragödie", erklärte sagte Olympiasiegerin Petra Roßner und Teamchefin der Equipe Nürnberger mit belegter Stimme, "aber es ist niemand geholfen, wenn wir die ganze Rundfahrt abbrechen". Die Australierin Katy Watt, die für das Team Red Bull aus Frankfurt/Oder startet, meinte, es sei im Sinne ihrer verstorbenen Landsfrau, wenn die Fahrt trotzdem rollen würde: "Amy Gelitt war durch und durch eine Sportsfrau. Wenn sie entscheiden könnte, würde sie sagen: Fahrt los!"
Dies wird auch nach offizieller Auffassung morgen das Startkommando zur 2. Etappe sein, mit der 18. Thüringen-Rundfahrt beginnen soll. "Wir haben die Entscheidung in Übereinstimmung mit den Fahrerinnen und Teamleitungen gefällt", erklärte Christian Bergemann, "und die waren der Auffassung: The games must go on!" Auch die ehemalige Rundfahrtzweite und mehrfache Etappensiegerin Vera Hohlfeld, die sich einen besseren Start als neue Sportliche Leiterin gewünscht hätte, plädierte für den morgigen Start. "Mit mir trauern viele Sportlerinnen, mit denen ich noch Rennen gefahren bin. Aber alle, mit denen ich gesprochen habe, sind gegen eine Absage der Rundfahrt".
Somit wird nun erstmals in der 18-jährigen Geschichte des mit dem höchsten UCI-Status dekorierten Etappenrennens eine Tour mit einer 2. Etappe beginnen. "Die erste wurde nicht ausgetragen, aber nicht gestrichen", erklärte Nico Kleinert vom Thüringer Radsport Verband. Zum Gedenken an Amy Gilett.

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20.07.2005 - www.ssv-gera.de