Tour de France 2007 Angouléme, 27.07.2007
Im Tour Tagebuch von Enrico Poitschke geblättert.
"Verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht was sie reden".


Enrico Poitschke Die Tour neigt sich dem Ende entgegen. Mit der heutigen Etappe von Cahors nach Angouléme über 211 km haben die verbliebenen Tour-Teilnehmer die 94. Tour de France gewissermaßen hinter sich gebracht. Beim morgigen Zeitfahren über 55,5 km von Cognac nach Angouléme ist nun jeder auf sich gestellt und hofft darauf, dass es durch den unterschiedlichen Start- und Zielort keine negativen windbedingten Einflüsse geben wird und alle Rennfahrer unter gleichen Bedingungen starten können. "Ich werde auf diesem Pocour nicht mehr viel bewegen. Es geht nur darum, gut ins Ziel zu kommen", meint Enrico Poitschke mit Blick auf das morgige Zeitfahren.

Auch heute begann die Etappe sehr schnell. "Ich hatte anfangs zu tun, den Anschluss nicht zu verlieren. Dann gelang es vier Fahrern, sich abzusetzen. Da es sich um Fahrer handelte, die im Gesamtklassement zurücklagen, gab es keinen Grund, sie ins Feld zurückzuholen, so dass die Topp-Fahrer zuließen, dass sie den Tagessieg unter sich ausmachten", schildert der Geraer, der auf Platz 101 ins Ziel kam, den Etappenverlauf. Im Gesamtklassement wird Enrico Poitschke nun auf Rang 132 geführt und im Sprint mit 14 Wertungspunkten auf Platz 75.

Den Vorwurf seitens der Medien, dass sich die Top-Fahrer auf dem 18. Tour-Abschnitt vornehm zurückgehalten und den Schongang eingelegt haben, kann der 37-jährige nicht nachvollziehen. "Da kann ich nur sagen: 'Verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht was sie reden.' Sie haben nie im Sattel gesessen und wissen nicht, was es heißt, drei Wochen auf dem Rad. Da lassen die Kräfte nach, da ist man am Ende. Welchen Nutzen soll es haben, Ausreißern nachzusetzen, die mit dem Ausgang der Tour nichts zu tun haben. Und wer sich noch Chancen ausrechnet, der hat heute seine Kräfte geschont, um dann morgen alles was noch in ihm steckt, beim Zeitfahren aus sich herauszuholen", bricht Enrico eine Lanze für seinen geliebten Radsport. Und fügt hinzu: "Wenn wir fahren wie die Wilden, unterstellt man uns, dass wir gedopt sind. Wenn wir dann aber streckenweise langsamer fahren, weil wir mit unseren Kräften nach drei Wochen am Ende sind, dann schonen wir uns oder halten uns vornehm zurück."

Zum Glück bekommen die Fahrer von dem Drumherum nicht so viel mit. Was auch für die Ankündigung von T-Mobile-Teamchef Rolf Aldag gilt, das Rennen am letzten Tag auf dem Champs-Élysées einen Meter vor dem Ziel zu stoppen, um gegen das Chaos der Regelauslegungen der zuständigen Gremien im Anti-Doping-Kampf zu protestieren. "Davon habe ich noch nichts gehört. Wir werden sehen. Erst kommt das Zeitfahren, dann erst Paris", meint der Geraer Milram-Profi.   (rs)

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27.07.2007 - www.ssv-gera.de