Offizielle Seite zu "Paris-Brest-Paris" 2007 (englisch/französisch) Saint-Quentin-en-Yvelines, Paris, 24.08.07, 09.20 Uhr
Im Tagebuch von Bernd Herrmann geblättert.

Durchgehalten - 1225 Kilometer in 74:13 Stunden.


Beim Radrennen der Superlative von Paris nach Brest und zurück über 1225 km am Start, der Geraer Unternehmer Bernd Herrmann. 22:28 Uhr – geschafft. Die Erschöpfung ist Bernd Herrmann ins Gesicht geschrieben. Seinen letzten Stempel am Kontrollpunkt Saint-Quentin-en-Yvelines abgeholt, weiter direkt in Richtung Wohnmobil. Nach 74:13 Stunden das Rad abgestellt, die nassen und durchgeschwitzten Sachen ausgezogen, kurz abgespült, noch ein Schluck Wasser und dann nichts wie ins Bett. Zusammengenommen hat Bernd in den letzten vier Tagen ca. 5 Stunden nur geschlafen. "Vom Kontrollpunkt bis zum Wohnmobil waren es keine zehn Minuten. Ich habe mich sofort hingelegt und war eingeschlafen", so Bernd, der gegen 9:00 Uhr schon wieder auf den Beinen war und sich auf das deftige Frühstück freute, was ihm sein Vater zubereitet hat. Gegen Mittag wollen sie dann in Richtung Heimat aufbrechen. Am Samstagmittag wollen sie dann wieder zu Hause sein.

10460 Höhenmeter und über 900 Kilometer im Regen.

Auf den letzten Kilometern hat er sich noch einmal voll die Kante gegeben. Es wurde immer schwerer. "Ich habe die Schmerzen weggebissen, nur nicht aufgeben, durchhalten, habe ich mir immer wieder eingeredet. Wenn nur das Wetter besser wäre und der nicht enden wollende Regen endlich aufhören würde", nahm Bernd die letzten vier Etappen unter seine schmalen Reifen. Gegen 15:00 Uhr wollte er den Kontrollpunkt in Mortagne passieren, den Stempel erhielt er um 14:47 Uhr. Im strömenden Regen ging es weiter nach Dreux, wo er 18:32 Uhr vollkommen durchnässt ankam. Seine zwischenzeitlich eingelegten Pausen waren nicht länger als eine halbe Stunde. "Ich wollte es hinter mich bringen. Endlich ankommen", so Bernd, der sich auf den letzten 66 Kilometern fast total verausgabte. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, die letzten fünfzehn Kilometer durch die Stadt, vorbei an einer begeisterten Zuschauerkulisse, voll zu genießen. Was ihm auf den letzten vier Etappen mehr zu schaffen machte, war der dabei noch zu überwindende Höhenunterschied von 2000 m. Auf der gesamten Tour überwand er 10460 Höhenmeter und über 900 km fuhr er im Dauerregen, davon allein die letzten 14 Stunden. "Im Moment kann ich nicht sagen, wie ich das durchgehalten habe. Auf einer so langen und beschwerlichen Strecke, mit Regen, Temperaturschwankungen und dann der fehlende Schlaf, da wurden Energien freigesetzt, die man bisher nicht gekannt hat", so ein erstes Resümee von Bernd Herrmann, der nun den Titel eines 'Randonneurs' mit voller Berechtigung tragen darf. Unterwegs gab es geheime Kontrollen, so auch auf dem letzten Streckenabschnitt. Plötzlich stehen sie da und drücken ihren Stempel ins Buch. "Abkürzen gibt’s nicht", so Bernd. Als beschwerlich erwiesen sich für ihn die langen Strecken durch die Wälder, was auf ihn auch ermüdend wirkte. Ein Fazit hat er für sich gezogen:
"Langstreckenrennen sind ausschließlich etwas für Individualisten. Gruppenfahrten belasten da mehr. Allein kann man das eigene Tempo besser bestimmen, muss auf niemand Rücksicht nehmen." Vermissen auf den 1225 km wollte er auch nicht die Unterstützung und Fürsorge durch seinen Vater. "Es war schon gut, dass ich meinen Leibkoch mithatte", scherzte Bernd, bevor er sich zum Frühstück niedersetzte. Bleibt den beiden nur zu wünschen, dass sie gut in Gera ankommen. Dann kann sich Hans endlich auch ausstrecken, für den die Begleitung seines Sohnes ebenso anstrengend war.   (rs)


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24.08.2007 - www.ssv-gera.de