"In Deutschland die Nummer 1 bei den Teamsprint-Anfahrern bleiben, mit dem XXL Erdgas Team um Gold im Teamsprint kämpfen, im Keirin taktische Erfahrungen sammeln und dort das Finale 1-6 erreichen, in der Sprintquali unter die ersten 4 Plätze fahren und diese Plazierung im Sprintturnier bestätigen", so formulierte Robert Förstemann seine Ziele vor der Meisterschaft. Seine persönlichen Ziele erfüllte er, mit der Goldmedaille im Teamsprint klappte es leider nicht.

Teamsprint (Silber für XXL, Robert weiterhin schnellster Anfahrer in Deutschland)

Mehrere Fehlstarts bzw. Abschüsse auf beiden Seiten der Bahn kennzeichneten die angespannte Stimmung in der Qualifikation und im Finale bei allen beteiligten Mannschaften. Für Robert, der beide Läufe für das XXL Erdgas Team anfuhr, waren das gleich mehrere Starts und erste schwere Antritte.
Mit 17,767 sek im ersten Lauf und 17,773 sek im Finale brachte Robert sein Team in Schwung.
Bei den Erfurtern R.Enders und M.John standen hingegen 17,967 sek bzw. 17,866 sek nach der ersten Runde an der Uhr. Robert ist damit seinem Ziel - Anfahrer im Olympiateam - erneut einen Schritt näher gekommen. Für die Goldmedaille reichte die Mannschaftsleistung des XXL-Teams im Finale dann leider nicht.

Keirin (von Platz 1 auf Platz 6)

Über einen beeindruckenden Hoffnungslauf qualifizierte sich Robert für das Finale 1-6. Nach den üblichen Positionskämpfen entwickelte sich ein dramatisches Rennen. In der letzen Kurve hatten sich die Fahrer breit aufgefächert. Robert erkannte innen eine Lücke durch einen Fahrfehler von R.Enders, stach taktisch recht klug durch und fuhr als erster über die Ziellinie. Das Publikum und die Fahrer feierten Robert bereits als Keirin-Meister, bis das Wettkampfgericht R.Enders zum Sieger erklärte. Robert sei unter Rot in den Sprintkorridor von R.Enders gefahren und wurde dafür auf Platz 6 distanziert. Die Videoaufzeichnung des Wettkampfgerichtes war diesbezüglich nicht eindeutig auswertbar, Widerspruch aussichtslos. Robert akzeptierte die Entscheidung des WA. Diese Erfahrung war sehr schmerzhaft. Mit Hilfe seiner Trainer, Freunde und Familie sowie der vielen Gratulanten gelang es ihm gut, die Emotionen in den Griff zu bekommen und sich nach wenigen Stunden Schlaf auf den Sprint zu konzentrieren.

Zeitfahren 1000m (Platz 4)

Sein Heimatverein SSV Gera hatte Robert unwissentlich auch für das 1000m Zeitfahren gemeldet. Robert beriet sich dazu mit seinen Trainern E.Raasch und J.U.Krünägel. Er fühlte sich gut und beschloß, nun auch hier an den Start zu gehen. Er wollte es wissen und sich selbst beweisen, wie weit sein Ausdauervermögen unter Wettkampfbedingungen reicht und dass er mehr als eine Runde sehr schnell fahren kann. Zwischen dem Keirin-Hoffnungslauf und -Finale absolvierte Robert diese Disziplin ohne die dafür notwendige Spezialtechnik und das erforderliche Training.
Er war selbst erstaunt, dass er ohne jede Wettkampferfahrung in dieser Disziplin mit nur 86 Hundertstel die Bronzemedaille verfehlte.

Sprint (Bronze)

Der Sprint wurde an den letzten beiden Tagen der Meisterschaft absolviert. Es waren bei den Männern 14 Teilnehmer am Start, von denen 12 nach der Qualifikation am Sprintturnier teilnehmen durften. Nach einer kurzen und unruhigen Schlafpause unmittelbar nach dem mißglückten Keirin-Finale fuhr Robert in der Quali mit 10,282 sek die drittschnellste Zeit. Vor ihm lagen nur noch M.John (Erfurt) mit 10,155 sek und C.Bergemann (Chemnitz) mit 10,266 sek. Nach dem Reglement traf Robert gleich im Vorlauf auf den Zehntplazierten R.Enders (10.642 sek). Er konnte den neuen Deutschen Keirin-Meister ohne große Mühe und mit viel Wut im Bauch schlagen. Dieser fand auch über den Hoffnungslauf den Weg nicht zurück ins Turnier.
Bis zum Samstagabend fuhr Robert in das Halbfinale und traf dort auf seinen Teamkameraden C.Bergemann. Als U23-Fahrer mit den Deutschen Sprinteliten, Ex-Weltmeistern, dem Olympiasieger und dem amtierenden Deutschen Meister um die Plätze 1-4 zu fahren, genoß Robert mit Respekt. Sein Ziel war erreicht und er war sich sicher, daß er in den weiteren Finalläufen viel lernen kann. Das tat er dann auch und die Jungs sowie das Wettkampfgericht schenkten sich untereinander nichts. Wir erlebten Robert mit Fehlern, taktischen Finessen, Kampfgeist, Antrittsstärke und vor allem mit offensichtlicher Freude am Sprint.
Zum kleinen Finale um Platz 3 am Sonntag hatte Robert bereits über 4 kg Wettkampfgewicht verloren. Hinter ihm lagen 2 Teamsprintläufe, 3 Keirinläufe, das 1000m Zeitfahren, die Sprintquali und das Sprintturnier. "Dass ich den 1.Lauf gegen Stefan gewann, das überraschte mich selbst. Emu Raasch und ich stellten uns nun auf ein Unentschieden und damit verbundenen dritten Lauf ein." Doch Robert fand bereits im zweiten Lauf den richtigen Zeitpunkt für den Angriff von hinten.

Damit war für Robert eine sehr lange, emotionale und anstrengende DM erfolgreich zu Ende. Er hat einen weiteren wichtigen Meilenstein zu seinem großen Ziel Peking absolviert und Kontinuität in der Entwicklung nachgewiesen.
Sportlich sehr fair empfanden wir, dass das Wettkampfgericht am Sonntag vor den Finals das Gespräch mit den Fahrern suchte, die Nachteile aus dessen Entscheidungen hinnehmen mußten.
Sportlich unfair und unangemessen, gerade in dieser Zeit des Imageverlustes des Radsportes, finden wir, Robert und auch viele andere, die diskreditierenden Sprüche von Sportlern sowie Schlagzeilen in den Medien zum XXL-Erdgas Team. Die Sponsoren des XXL-Erdgas-Teams sichern die Existenz und Entwicklung vieler Bahnradsportler, auch wenn sie nicht zum Team gehören, gerade einen Titel tragen oder ihre sportliche Laufbahn beendet haben.

Robert wird am kommenden Freitag den Internationalen Grand Prix von Deutschland in Cottbus fahren und folgt danach einer Einladung des RSV Dudenhofen.   (ff)


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