Gera, 14.02.2007
"Erst gurten, dann spurten!"
Geraer Radprofi Robert Wagner künftig im Wiesenhof-Felt Team.


Geraer Radprofi Robert Wagner, Wiesenhof-Felt Team In der Radsaison 2007 fährt der Geraer Robert Wagner als Profi im Wiesenhof-Felt Team. Nach seiner Rückkehr von Mallorca, wo er ein 14-tägiges Trainingslager absolvierte, sprach der 23-jährige Radprofi über Hoffnungen, Zweifel und innere Kämpfe auf seinem Weg nach oben.

Hinter Ihnen liegen 14 Tage Trainingslager auf Mallorca. Dort, wo andere Urlaub machen, trainierten Sie sich fit für die Saison 2007. War da nicht auch ein kleines bisschen Urlaub für Sie drin?
Ich denke, das gehört dazu. Wenn ich in einem schönen Land unterwegs bin zum trainieren oder zu den Rennen, dann genieße ich das natürlich. Obwohl man im Rennen meistens kein Auge aufs Drum herum werfen kann.

Seit Januar stehen Sie beim Wiesenhof-Felt Team unter Vertrag. Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie unterschrieben haben?
Mein Körper hat eine ganze Menge Glückshormone ausgestoßen. Ich glaube, dass war die wichtigste Unterschrift meines Lebens.

Sie wollen immer mehr erreichen. Und das geht nur über das Training?
Ich weiß worauf Sie hinaus wollen. Keine Chance. Ich für meinen Teil kann behaupten, dass ich alle Rennen, die ich in meiner Karriere bestritten habe, sauber gefahren bin. Ob mir das nun jemand glauben will oder nicht. Es ist aber so.

... auch nicht ein bisschen?
Ganz ohne Nahrungsergänzungsmittel und Aufbaupräparate geht es nicht. Ich nehme nur Produkte, die erlaubt sind und in Deutschland produziert und kontrolliert wurden.

Also müssen Sie noch mehr trainieren?
Das Trainingspensum kann ich in den nächsten Jahren zum Glück noch deutlich steigern, da mich mein damaliger Trainer Gerald Mortag nie verheizt oder den schnellen Erfolg mit mir gesucht hat. Das Training wird aber nicht unbedingt länger sondern spezifischer.

Sie sind auf den Weg nach oben. Erinnern Sie sich noch daran, wie es einmal begann?
Ja ständig. Ich will nie aus den Augen verlieren, wo ich hergekommen bin.

Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang ihre Zeit beim SSV Gera?
Aufgewachsen bin ich in Magdeburg. 2002 wechselte ich von Magdeburg nach Gera zum TEAG-Team-Köstritzer und schloss mich dem SSV Gera an, in dem ich immer noch Mitglied bin. Der Verein hat mir viel gegeben. Dafür bin ich sehr dankbar!

Andere Menschen sind Ihnen also wichtig?
Sogar sehr wichtig! Ich bin kein Einzelgänger!

... und worauf kommt es Ihnen dabei besonders an?
Auf die Ehrlichkeit!

Radsportler sind also keine Individualisten, wie häufig behauptet wird?
Individualisten haben im Radsport keine Chance. Nur in und mit dem Team ist man erfolgreich. Aber, für seine Form ist jeder selbst zuständig.

...und Sie fühlen sich in Form für die Saison 2007?
Ich denke schon. Die Vorbereitung lief für mich optimal. Ich bin gesund, fühle mich vital und kann es kaum erwarten, dass es losgeht.

Welche Ziele haben Sie sich für 2007 gesetzt?
Mein Ziel ist es, mich in das neue Team gut einzuführen und an der Seite von unserem Kapitän Steffen Wesemann die Frühjahrsklassiker zu bestreiten. Ich denke dabei an die Pro-Tour Rennen Paris-Roubaix und die Flandern Rundfahrt.

Seit dreizehn Jahren sitzen Sie im Rennsattel. Noch nie ein Gedanke daran, aufzuhören?
Ja schon, das war nach der Saison 2005 im TEAG-Team-Köstritzer.

Was war passiert?
Ich hatte fest mit einem Profivertrag gerechnet. Doch es gibt viele gute Radsportler, aber wenig Profiteams. Da kam mir schon der Gedanke, aufzuhören. Doch meine Familie und mein ehemaliger Trainer Gerald Mortag sahen das anders. Und sie hatten Recht. Nach zwölf Jahren gibt man nicht so einfach auf. Umso mehr freute ich mich, als ich dann ein Angebot für das Milram Nachwuchsteam bekam.

Ihr Lebensmotto, so liest man auf Ihrer Internetseite: "Erst Gurten, dann Spurten!"
Der Draufgänger oder einer der ständig am Limit lebt, bin ich nicht. Ich verlasse mich nicht auf mein Glück. So checke ich beispielsweise vor jedem Rennen mein Rad ganz genau.

Was fasziniert Sie so am Radsport?
Was mich fasziniert, dass sind das Material, die Technik und die Taktiken beim Wettkampf. Und im übrigem entstamme ich einer Radsportfamilie. Mein Vater ist viele Jahre selbst aktiv gefahren.

Also wie der Vater, so der Sohn?
Nur etwas besser. Das wollten Sie doch jetzt hören, oder?

Sie träumen vom großen Erfolg?
Tut das nicht jeder? Wer weiter kommen will, braucht Visionen, muss träumen. Sie wollen jetzt bestimmt hören, dass ich die Tour de France gewinnen will. Natürlich, welcher Profi will das nicht. Doch ich bin auch Realist. Ich träume davon, mein Hobby weiter zum Beruf zu machen. Ich werde weiter hart an mir arbeiten, damit ich aus diesem Traum nicht erwache.     (rs)

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14.02.2007 - www.ssv-gera.de