Gera, im Mai 2007
"Die letzte Runde ist eingeläutet"

Immer mehr Wolken ziehen auf. Ein dunkler Schleier liegt über dem brüchig gewordenen Betonoval der Geraer Radrennbahn. Nichts mehr ist geblieben von ihrer einstigen kraftvollen Ausstrahlung, außer der sie umgebenden idyllischen Lage. Leblos liegt sie da. Nur schemenhaft, von ihr wahrgenommen, Personen die auf und ab schreiten und deren Gesichter versteinert wirken, angesichts des Zustandes des Ovals. Hier und da wurde bereits eine Stelle ausgebessert, dort eine Betonplatte ausgeschnitten und die Lücken mit Beton wieder verfüllt und immer mit der Hoffnung, dem Zerfall zu entrinnen. Überall sieht man Risse und spürt förmlich, wie aus dem Betonkörper die letzten noch in ihm verbliebenen Kräften entweichen. Dabei standen die Chancen für den Erhalt gut. An höherer Stelle wurde dann aber wenig Interesse an der Dahinscheidenden gezeigt. Die Priorität wurde zugunsten des Erfurter Radsportareals gesetzt, das sich in einer besseren Verfassung befand.

Längst ist die letzte Runde für die Geraer Sportstätte eingeläutet. Ihr Verlust käme auch einer Verabschiedung von der erfolgreichen Sportart Radsport gleich. So schwer die Last auch ist, die Geras Stadtväter angesichts der angespannten Finanzlage zu tragen haben, mit ihrem Für und Wider zeigen sie, ob Gera "die Sportstadt" ist. Es ist längst kein Geheimnis mehr, die erfolgreichste Sportart der Stadt verfügt über die unwürdigste Sportstätte. Von Jahr zu Jahr steigen die Kosten, um den Trainings- und Wettkampfbetrieb aufrecht zu erhalten. Stets ist die Freude über die sportlichen Erfolge groß. Doch Worte des Dankes und Schulterklopfen allein reichen nicht aus, wenn es um den Erhalt der Radrennbahn geht. Hier hilft nur noch eine Radikalkur. Gefordert ist die Politik. Sie muss Schrittmacher sein, muss eindeutig Flagge zeigen, ein klares Bekenntnis ablegen und Rückgrat beweisen, auch wenn der Gegenwind aus der Landeshauptstadt noch so scharf bläst. Die Stadtväter dürfen sich dabei nicht die Initiative aus der Hand nehmen lassen. Sie müssen Schwert und Flamme zugleich sein.

Es ist aber nicht die Politik allein, die gefordert ist. Keiner von denen, die sich dem Radsport verpflichtet fühlen, darf sich seiner Verantwortung entziehen. Es muss gestrampelt werden. Alle Kräfte sind zu bündeln, keiner darf einknicken. Im Umgang mit der Traditionssportart Radsport und der Radrennbahn wird es sich zeigen, ob sich die Stadt Gera auch als "die Sportstadt" versteht. Doch bis zu einer endgültigen Entscheidung bröckelt vorerst der Beton weiter.   (rs)

Cartoon "Zu spät, die ist tot!"   Cartoon "Eigentlich wollten wir Geburtstag feiern..."

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11.06.2007 - www.ssv-gera.de