Gera, 27.11.2007
Radsporthalle zur Chefsache erklärt.
Geras OB Dr. Norbert Vornehm will Zeichen in Richtung Erfurt setzen.


Jetzt oder nie! Geras Oberbürgermeister Dr. Norbert Vornehm (r.) und ZGGW-Werkleiter Bernd Kriebitzsch haben den Bau einer Radsporttrainingshalle zu ihrer Chef-Sache erklärt. Nein, den "Mercedes" unter den Radsportwettkampfstätten wollte der SSV Gera 1990 nie und sollte ihn auch nicht bekommen. Darauf hatte schon Thüringens stellvertretende Ministerpräsidentin und Finanzministerin Birgit Diezel, damals noch als Staatssekretärin im Finanzministerium, während eines Neujahrsempfangs der CDU in Gera hingewiesen. Gut erinnert sich Gerald Mortag, Leiter des Radsportstützpunktes Ostthüringen, noch an die Worte des Thüringer Ministerpräsidenten Dieter Althaus, anlässlich einer Wahlveranstaltung im Geraer "Comma", dass Gera nach Erfurt eine Radrennbahn bekommt.

Die neu gebaute Radrennbahn in Erfurt wurde kürzlich feierlich übergeben. Und nun kommt Gera dran?

Was die Stadt Gera betrifft, scheinen die Weichen in Richtung Radsporthalle gestellt zu sein. Der Antrag auf Förderung hat pünktlich mit Sonderdepesche das Rathaus verlassen, der Hauptausschuss ließ das Projekt kürzlich ungehindert passieren und auch seitens des Stadtrates, der im Dezember über den Bau einer Radsporttrainingshalle zu befinden hat, wird es keine Einwände geben. "Ich werde ein solches Projekt nicht auslösen, ohne vorher mich umfassend beraten zu haben", sieht Geras Rathaus-Chef der Abstimmung gelassen entgegen.

Die Mittel, die vom Land Jahr für Jahr für Sportförderung vergeben werden, sind rar geworden. Millionen von ihnen sind in den letzten 17 Jahren auch nach Gera geflossen und nicht wenige für die veränderte Sportstättenlandschaft im Vorfeld der Buga. Richtig ist, über die Vergabe von Fördermitteln entscheidet das Land. Ebenso richtig ist es aber auch, dass die Prioritäten, welche Sportstätten gefördert werden, in diesem konkreten Fall, von der Stadt Gera gesetzt werden. Ganz untätig allerdings waren die Geraer Stadtväter und der ehemalige Oberbürgermeister Ralf Rauch in der Vergangenheit nicht. Doch der Thüringer Radsport-Verband und der Landessportbund Thüringen favorisierten vorerst den Bau der Radrennbahn in Erfurt. Kein unwesentlicher Grund, der für Erfurt damals sprach, waren die erfolgreichen Sprinter auf nationaler und internationaler Ebene. Was allerdings häufig vergessen wird, ist die Tatsache, dass viele von ihnen das Radsport-ABC in Gera und damit auf der Geraer Betonbahn erlernt haben.

Das Engagement, mit welchem sich Dr. Norbert Vornehm nun ins Zeug legt, lässt den SSV Gera hoffen. Konstruktiv dabei auch die Zusammenarbeit zwischen Sportverein und ZGGW-Werkleiter Bernd Kriebitzsch. Doch auch der SSV Gera war nicht untätig. Das auf sein Drängen hin stattgefundene Gespräch mit dem Präsidium des Thüringer Radsport-Verbandes endete mit einem klaren Bekenntnis zur Unterstützung des Baus der Radrennbahn in Gera. Gleichzeitig kamen beide Seiten überein, dass nur mit einer modernen Trainingsstätte der Radsport in Gera und damit in Ostthüringen eine Überlebenschance hat. Für den Landessportbund Thüringen gipfelt die Entscheidung über ein Für und Wider, hinsichtlich des Baus der Radsporttrainingsstätte in Gera, in der Höhe der zur Verfügung stehenden Fördermittel. Schon jetzt ist abzusehen, dass der Geraer Radsport da keine guten Karten hat. Doch bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt und manchmal gibt es auch politische Entscheidungen. Vertreter des SSV-Präsidiums haben es jedenfalls nicht versäumt, in einem persönlichen Gespräch die stellvertretende Ministerpräsidentin und Finanzministerin Birgt Diezel für das dringende Problem Radsporttrainingshalle Gera erneut zu sensibilisieren.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die Geraer Radsportler über eine neue Radsporttrainingshalle freuen können. Gebaut werden soll sie mit einem Investitionsaufwand von 3,35 Millionen Euro bis 2010 auf dem Areal der ehemaligen Textima in der Tschaikowskistraße 37 in Heinrichsgrün. 2,01 Millionen Euro soll aus der Sportförderung kommen, rund 884.400 Euro aus dem Bund-Länder-Programm. Für den Eigenanteil in Höhe von 455.600 Euro soll das Grundstück der Radrennbahn in Debschwitz zum Verkauf ausgeschrieben werden.

Wer weiß besser als der Verein, wie wichtig die Sportstätte für das Überleben des Radsports in Gera ist. So galt es, sich im Interesse des Radsports von so manchen Illusionen hinsichtlich der Ausstattung zu verabschieden. So wird es keine Sportstätte für nationale und internationale Wettkämpfe, sondern nur eine Trainingshalle werden, ausgestattet mit einer Bahn von 166,66 m Länge, ohne Zuschauertraversen und ohne Vollheizung. Ein weiteres Zugeständnis des SSV an die Stadt ist die Zusagen, dass der Verein die Sportstätte nach Fertigstellung in eigener Regie betreiben wird. Im Gegenzug stellt die Stadt dem Verein einen Zuschuss für Personal- und Betriebskosten zur Verfügung, der allerdings geringer ausfallen soll, als die derzeitigen Betriebskosten für die alte Radrennbahn in Debschwitz.   (rs)

    << zurück zur Übersicht

27.11.2007 - www.ssv-gera.de