Varese (ITA), 26.09.2008
WM-Bronze für John Degenkolb.
Mortag Schützling überraschte bei Rad-Welttitelkämpfen der U23 in Varese.


"Einfach nur glücklich": WM-Bronzemedaillengewinner John Degenkolb. (Foto: rad-net) "Was für ein Junge, was für ein Energiebündel und dabei ist er erst 19 Jahren", platzte es förmlich aus dem Mund von Gerald Mortag heraus, der das Rennen seines Schützlings und den dramatischen Zielspurt am Fernseher zu Hause verfolgte. Und in der Tat, was der Geraer auf der 173,5 km langen Weltmeisterschaftsstrecke im italienischen Varese demonstriert hat, war eine super Leistung. Immer auf der Höhe des Geschehens fuhr er mit absolutem Augenmaß, parierte jeden der Ausreisversuche und zählte selbst über längere Rennpassagen zu den Tempomachern. Beim Zielspurt aus einer 10-köpfigen Spitzengruppe heraus musste er sich dann nur dem kolumbianischen Überraschungssieger Fabio Andres Duarte Arevola und dem einheimischen Simone Ponzi geschlagen geben. Nach 4:17,03 Stunden stand für die Jury fest, John Degenkolb  aus Gera hat in seinem ersten U23 Jahr WM-Bronze gewonnen. Hinter dem Zielstrich, total erschöpft auf der Straße liegend, nahm er die ersten Glückwünsche von seinen Teamkameraden entgegen. Selbst nach der Siegerehrung, die Bronzemedaille in seiner Hand und selbige auf deren Echtheit geprüft, konnte er es noch nicht fassen. "Ich bin einfach nur glücklich, ich kann es noch gar nicht beschreiben, ich bin einfach nur glücklich."

Gut gelaunt trat John Degenkolb  die Reise nach Varese an. Sein Trainer Gerald Mortag hatte ihn in eine Top-Form gebracht. Mit einer Medaille hatte er aber noch nicht gerechnet. Doch es war nicht allein John Degenkolb, bei dem an diesem Tag alles hervorragend lief. Das gesamte Team war optimal auf das Rennen eingestellt, so dass sich jeder auf jeden verlassen konnte. "Wir hatten eine super Taktik – alles hat gepasst. Ich bin überwältigt und ziehe meinen Hut vor Dominik Nerz, der sich aufgeopfert hat", sagt der WM-Drittplatzierte.

Schon beim ersten Ausreißversuch waren mit Dominik Nerz, dem deutschen Meister Martin Reimer und John Degenkolb drei Deutsche dabei. Martin Reimer fiel zurück. Dominik Nerz und John Degenkolb kämpften mit dem Italiener Caruso und dem späteren Weltmeister Duarte weiter und zwischenzeitlich in einer 4-köpfigen Gruppe an der Spitze. "Wir haben natürlich untereinander gesprochen, wer gut drauf ist. Aber bei Martin hatte man am Berg gesehen, dass er Probleme hatte und Dominik hat mir gesagt, dass er nicht die besten Beine hat. So musste ich das Zepter in die Hand nehmen, und das habe ich gemacht. Mein Ziel war dann nur, über den letzten Berg drüber zu kommen, und das hat geklappt. Wahnsinn", so John Degenkolb. Wie hoch die Motivation im Team war, zeigte gerade Dominik Nerz, der eigentlich nur für 120 km vorgesehen war, sich dann aber doch fast bis zum Schluss geopfert hat. Als sich zwei Runden vor Schluss die vorentscheidende Konstellation ergeben hatte, waren Dominik Nerz aus Wangen und John Degenkolb mit von der Partie. Nerz’ Kräfte reichten nur bis zur neunten und vorletzten Runde, dann fiel er zurück. Er hatte vorher noch mehr geackert als Degenkolb, ist bis an die äußerste Grenze seiner Leistungsfähigkeit gegangen und das trotz schwerer Beine. "Die ganze Mannschaft hat genau das umgesetzt, was wir im Vorfeld besprochen hatten", sagte Bundestrainer Patrick Moster und fügte an: "Heute haben wir Werbung in eigener Sache gemacht."

Mit dem Verfolgerfeld im Ziel, gratulierte Dominic Klemme, der in der kommenden Saison zum dänischen Profiteam CSC-Saxo-Bank wechseln wird, John Degenkolb zu seiner Leistung. "Mit Dege war heute genau der richtige Mann vorne, er war heute der stärkste Fahrer von uns und hat seine Medaille verdient gewonnen." So sah es auch Paul Voß, der allerdings mit seiner Leistung nicht so ganz zufrieden war. "Unglaublich, die beiden Frischlinge fahren hier vorne mit. Hut ab auch vor der Leistung von Dominik, der sich heute zu 100 Prozent geopfert hat, absolut starke Leistung."   (rs)

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27.09.2008 - www.ssv-gera.de