Gera, 08.11.2008
Mit 14 Jahren den Fußball mit dem Rennrad getauscht.
Radsporttrainer Gerald Mortag feiert heute seinen 50. Geburtstag.


Radsporttrainer Gerald Mortag feiert heute seinen 50. Geburtstag. Wie für Gerald Mortag geschaffen. Der Fußballplatz war nur wenige Meter von seinem Zuhause in Renthendorf entfernt. So mussten ihn seine Eltern nicht lange suchen. Als Kind konnte sich Gerald Mortag, der am 8. November 2008 seinen 50. Geburtstag feiert, nichts Schöneres vorstellen, als Fußball zu spielen. Da hat sich bis heute nichts geändert und wenn es seine Zeit erlaubt, dann drückt er auch vor Ort seiner Lieblingsmannschaft FC Carl Zeiss Jena fest die Daumen.

Der Anstoß zur sportlichen Betätigung kam von seinem Vater, der es als Schuldirektor und Sportlehrer schon gern gesehen hat, wenn sein Sohn mit gutem Beispiel voran geht. Was dann wiederum dazu führte, dass er vom Fußballplatz oder den Skihängen nicht mehr weg zu bringen war.

Es war mehr nur die Freude am Radfahren, die Gerald Mortag mit 13 Jahren veranlasste, sich an den Ausscheiden zur Kleinen Friedensfahrt zu beteiligen. In Gera-Bieblach gewann er 1972 den Bezirksausscheid, wo Albrecht Scheunemann auf ihn aufmerksam wurde und ihn zur BSG Empor St. Gangloff holte. Das Radsport-ABC hatte er schnell erlernt und rasch stellten sich auch seine ersten Erfolge ein. 1973 gewann er bei der Bestenermittlung der BSG’n in Riesa, wo auch Werner Marschner anwesend war, der unmittelbar danach Kontakt zu den Eltern aufnahm. Den Wechsel zur SG Wismut Gera machten dann Reiner Späth und Rudi Bruder perfekt. Während über die weitere sportliche Entwicklung bei Kaffee und Kuchen im Hause Mortag gesprochen wurde, führte Gerald schon wieder trippelnd das runde Leder über den nahegelegenen Sportplatz.

Gerald Mortag als Jugendfahrer auf seinem Rennrad. Noch heute erinnert sich der Jubilar an seine ersten Runden im Geraer Betonoval. "Als ich die Kurven sah, war klar, dass wird nie was. Und so kam es, wie es kommen musste. Ich stürzte, der Bast war runter, es brannte fürchterlich. Die anderen lachten und für mich war klar, nie wieder. Doch mein Trainer Albrecht Scheunemann sah das anders. Er redete mir gut zu und ein Weichei wollte ich auch nicht sein. Also wieder drauf auf das Rad und es ging. Im Winter 1974/75 fuhr ich dann erstmals im Trikot der SG Wismut Gera, trainiert von Werner Marschner, auf der Winterbahn und wie schon zuvor auf der Straße, stellten sich die ersten Erfolge ein. Da war ich für meine Trainingskameraden nicht mehr der vom Dorf, ich war plötzlich einer von ihnen."

Vierermannschaft mit Gerald Mortag (2.v.l.) auf der Winterbahn. Den Jubilar danach gefragt, welche Erfolge für ihn damals wichtig waren, dann spricht er von seinem Vizeweltmeistertitel bei den Junioren in der Mannschaftsverfolgung 1975 mit Jürgen Lippold, Hans-Joachim Meisch und Jürgen Härtelt im schweizerischen Lusanne und von seinem ersten Weltmeisterschaftstriumph in der Mannschaftsverfolgung 1977 in Venezuela, den er gemeinsam mit Norbert Dürpisch, Volker Winkler und Matthias Wiegand feiern konnte. Zwei weitere WM-Titel folgten in den Jahren 1978 und 1979 und bei den Olympischen Spielen in Moskau gewann er mit Matthias Wiegand, Volker Winkler und Uwe Unterwalder Silber.

Seine aktive Laufbahn beendete Gerald Mortag 1985 und widmete sich dann seinem Sportstudium, welches er 1987 mit dem Diplom abschloss. Als Assistent an der Seite von Werner Marschner sammelte er seine ersten Erfahrungen als Trainer und konnte sich so besonders über den Olympiasieg von Olaf Ludwig 1988 in Seoul freuen. Mit der Gründung des SSV Gera 1990 hieß es dann für den heute 50-jährigen als Trainer auf eigenen Füßen zu stehen. Und so wie er sich einst als Sportler auf der Straße und auf der Bahn durchsetzte und sich Respekt verschaffte, so ging und geht er heute noch unbeirrt seinen Weg als Trainer. Nicht immer bequem, aber auch nicht zu stolz, Hilfe zu suchen. So ist für ihn noch heute Werner Marschner ein gern konsultierter Partner.

Bereits 1990 konnte er die ersten großen Erfolge als Trainer aufweisen. So wurde Uwe Berndt bei der Straßen-WM in Japan in der Vierermannschaft Vizeweltmeister und Jens Heppner sicherte sich in der Einerverfolgung Platz vier.

Als Stützpunktrainer begann Gerald Mortag ab 1991 mit dem Aufbau einer Bundesligamannschaft. Anfangs als Vereinsteam SSV Gera 1990, ab 1994 dann als SSV Gera - Team Köstritzer, 1997 als Vereinsmannschaft Gera/Erfurt - Team Köstritzer, ab 1999 als TEAG Team Köstritzer und seit 2006 als Thüringer Energie Team. Von bisher zehn Austragungen der U23 Bundesliga führte er, gemeinsam mit Jens Lang, die Thüringer Nachwuchsradsportler zu neun Siegen im Team-Gesamtklassement. Erst in diesem Jahr feierte er mit John Degenkolb den Gesamtsieg in der U23 Bundesliga-Einzelwertung sowie die Bronzemedaille bei der Straßen-WM im italienischen Varese.

Die nationalen und internationalen Erfolge von Radsportlern wie Marcel Barth, Eric Baumann, Sascha Damrow, John Degenkolb, André Greipel, Robert Retschke, Andreas Schillinger, Sebastian Siedler, Robert Wagner – die Aufzählung könnte beliebig fortgesetzt werden – stehen für seine erfolgreiche Arbeit als Radsporttrainer.

Es sind aber nicht nur die sportlichen Erfolge seiner Schützlinge, die bei ihm zu Buche stehen. Gerald Mortag ist auch ein Kämpfer in Sachen Radsport, egal ob es da um den Erhalt des Stützpunktes in Gera geht oder um den Bau einer Radsporthalle.

Mit nun 50 Jahren fühlt er sich nicht zu alt, um weiter erfolgreich als Trainer zu arbeiten und für den Radsport in Gera zu kämpfen. Dafür wünschen ihm alle seine Sportfreunde Gesundheit und Schaffenskraft.   (rs)


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08.11.2008 - www.ssv-gera.de