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Teurer Kriegsschutt
Neubau der Radsporthalle in Gefahr - Altlastenbeseitigung frisst Gelder auf.
(28.04.2008 / OTZ Gera / Uwe Müller)

Der Neubau der Geraer Radsporttrainingshalle ist gefährdet. Aus dem Grundstücksverkauf der Radrennbahn in Debschwitz nimmt die Stadt nur einen Bruchteil der erwarteten Summe ein. Mit dem Geld sollte aber der Eigenanteil zur Finanzierung der neuen Sportstätte aufgebracht werden.

In einem internen Papier, das heute dem Umwelt- und Verkehrsausschuss des Stadtrates sowie am 8. Mai dem Kultur- und Sportausschuss vorliegt, verweist Baudezernent Ramon Miller (SPD / "80.000 Euro Eigenmittel reichen auch bei hochrangigster Förderung nicht aus.") auf ein Gutachten, wonach die Beseitigung von Altlasten rund 800.000 Euro kosten wird. Damit würden aus einem Verkaufserlös nur noch 80.000 Euro übrig bleiben. Dieses Geld reiche aber nicht aus. Die Stadtverwaltung suche nun nach "alternativen Finanzierungsmöglichkeiten".

Die Geraer Radrennbahn im Jahr ihres 50-jährigen Bestehens (Archivbild) Der Verkehrswert des Debschwitzer Grundstückes wurde von einem Gutachter mit 880.000 Euro festgestellt. Darin eingeschlossen ist zwar der Abriss der vorhandenen Baulichkeiten, nicht aber die Beseitigung der Altlasten. Dass die Radrennbahn in den 1950-er Jahren auf Kriegsschutt gebaut wurde und damit der Boden kontaminiert sein könnte, damit hätten die Verantwortlichen von vornherein rechnen müssen. Deshalb waren zunächst 108.400 Euro als Reserve für die Altlastenbeseitigung einkalkuliert worden. Das Ausmaß der Belastungen offenbarten offenbar erst Probebohrungen, Rammkernsondierungen und Laborauswertungen. In der Folge ist nahezu das Achtfache aufzubringen.

Doch nicht nur angesichts der fehlenden Eigenmittel steht der Neubau der Radsporttrainingshalle zur Disposition. Bereits Mitte Januar hatte das für Sport in der Landesregierung zuständige Wirtschaftsministerium mitgeteilt, dass das Geraer Projekt nicht in den Förderplan für 2008 aufgenommen werden konnte. Bis zum 1. Oktober sollte eine Anmeldung für 2009 erfolgen, so der Rat aus dem Ministerium. Was verblüfft, denn der Freistaat Thüringen hat seine Finanzen in Doppelhaushalten aufgestellt, und der aktuelle Plan umfasst die Jahre 2008 und 2009. Und dann noch der Domino-Effekt: Städtebaufördermittel, auf die die Stadt Gera ebenfalls für die Radsporttrainingshalle reflektiert, kommen nur in Betracht, wenn die Sportförderung genehmigt ist.

Bei ihrer Entscheidung für den Neubau der Radsporttrainingshalle in Heinrichsgrün hatten sich die Stadträte davon leiten lassen, dass Gera den Status als Olympiastützpunkt besitzt und damit überregionale Bedeutung verkörpert. Die alte Rennbahn in Debschwitz ist über die Jahre ständig ausgebessert worden, ein Neubau war in Erfurt abgelehnt worden. Deshalb entschied sich der Stadtrat zum Bau einer 3,35 Millionen Euro teuren Radsporttrainingshalle. Zur Finanzierung des Eigenanteils sollte das Grundstück der Radrennbahn verkauft und zu einem Wohngebiet entwickelt werden.

Sportstätten-Neubau und Wohngebiet sind in einem Paket eingeschnürt: Baubeginn für die Radtrainingshalle ist erst, wenn die Gesamtfinanzierung steht und die alte Rennbahn wird erst abgerissen, wenn die Halle fertig ist.

Siehe Kommentar: Zweiter Sieger >>

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30.04.2008 - www.otz.de