Gera, 28.01.2009
Den Ostthüringer Nachwuchsradsport noch erfolgreicher machen.
Im Gespräch mit Gerald Mortag, Leiter des Landesstützpunktes Gera für Ostthüringen.


Peking war gestern. Im Visier London 2012. Das vom Thüringer Radsport-Verband erarbeitete Regionalkonzept 2009 bis 2012 stellt den Landesstützpunkt Gera für den Raum Ostthüringen vor neue Herausforderungen. Über Veränderungen, die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen und Perspektiven für den Radsport in Ostthüringen sprachen wir mit dem Leiter des Landesstützpunktes Gera, Gerald Mortag:

Im Gespräch mit Gerald Mortag, Leiter des Landesstützpunktes Gera für Ostthüringen. Welche wesentliche Veränderung ergibt sich am Landesstützpunkt Gera mit der Umsetzung des Regionalkonzepts?
Das ist die Konzentration der U23 am Landesleistungszentrum Thüringen in Erfurt, wonach sich die sportliche Tätigkeit am Landesstützpunkt Gera auf die Nachwuchsentwicklung von der U11 bis zur U19 konzentriert.

Konzentration der U23 in Erfurt. Eine Entscheidung, die zu einem Zeitpunkt gefallen ist, als gerade die Leistungsträger des Thüringer Radsports, darunter der WM-Drittplatzierte John Degenkolb, am Stützpunkt Gera von Ihnen sportlich betreut wurden. Etwas schmerzlich für Sie?
Welcher Trainer trennt sich schon gern von seinen besten Sportlern. Die Zukunft wird es zeigen, ob die Neuorientierung im U23-Bereich auch Früchte trägt. Uns eint ein gemeinsames Ziel: London 2012. Unverzichtbar für die Entwicklung des Nachwuchses sind aber Vorbilder. Die Geraer René Enders, Robert Förstemann und John Degenkolb sind solche Vorbilder, zu denen der Nachwuchs aufblicken, mit denen er sich identifizieren kann. Die Herkunft der Sportler sollte deshalb auch das öffentliche Bild bei denen prägen, die diese Entscheidung gefällt haben, wie auch bei der Medienberichterstattung.

Damit fordern Sie mehr Anerkennung vom Radsport-Verband für den Landesstützpunkt Gera?
In Peking war Thüringen nur mit zwei Radsportlern vertreten. Robert Förstemann als Ersatzmann und René Enders, der mit einer Bronzemedaille im Teamsprint nach Hause zurückkehrte. Beide Sportler haben das Radsport-ABC in Gera erlernt. Sie sind es auch, die mit ihren Leistungen wesentlichen Anteil daran haben, das der Thüringer Radsport-Verband im laufenden Olympiazyklus finanziell und materiell-technisch auf festen Füßen steht. Das weckt zum einen Stolz, bedeutet zum anderen aber auch Verpflichtung.

...und wie reagiert der Radsport-Verband darauf?
Am Landesstützpunkt Gera stehen zwei hauptamtliche Trainer zur Betreuung der Sportler zur Verfügung. Zugesichert sind auch die Bereitstellung von mindestens einem Fahrzeug für die Trainings- und Wettkampfbetreuung sowie ein Finanzetat für die Sicherung der Stützpunktarbeit.

Welchen Stellenwert innerhalb des Landesstützpunktes Gera nimmt dabei der SSV Gera 1990 ein?
Im Landesstützpunkt Gera nimmt der SSV Gera eine zentrale Stellung ein. Zum einen ist es der leistungsstärkste Radsportverein in Ostthüringen, der über all die Jahre den Nachweis erbracht hat, dass er Spitzensportler entwickeln kann. Der Verein verfügt über die materiell-technischen Voraussetzungen sowie auch über ein Team von Trainern, die in ihrer Tätigkeit auf nationale und internationale Erfolge zurückblicken können. Mit der in Gera befindlichen Radrennbahn und dem durch die Stadt Gera geförderten Internatskomplex, sowie mit den guten Verbindungen zu den Bildungseinrichtungen verfügt der Stützpunkt auch über die Möglichkeit der umfassenden Betreuung von Sportlern aus anderen Vereinen.

Wie groß ist dabei der Zuspruch bei den anderen Ostthüringer Radsportvereinen?
Befindlichkeiten sind dabei verständlich. So ungern der SSV Gera die U23 abgegeben hat, so schweren Herzens wird man sich in den Vereinen von seinen besten Sportlern trennen. Wer aber leistungssportlich denkt, hat keine andere Alternative.

Bedeutet das, alle Sportler zum Stützpunkt nach Gera?
Alles was die Sichtung und die sportliche Entwicklung bis zur U13 einschließt, muss in den Händen der Vereine liegen. In der U15 macht es sich dann schon erforderlich, dass die Sportler anderer Vereine einzelne Trainingseinheiten am Stützpunkt in Gera absolvieren. Ab der U17 sollte dann schon ein Wechsel zum Landesstützpunkt erfolgen, was aber nicht mit einem Vereinswechsel verbunden sein muss. Vielleicht ein Beispiel: So scheute Fabian Thiel den Weg nach Gera nicht. Als Schülerfahrer nutzte er regelmäßig die wöchentlich vom Landesstützpunkt angebotenen Trainingsmöglichkeiten in Gera und als Jugendfahrer entschied er sich für den Umzug ins Geraer Internat. Heute können die Verantwortlichen beim 1. RSV 1886 Greiz mit Stolz sagen: Der einzige Junioren-Bundeskader in Thüringen kommt aus Greiz.

Wie ist es überhaupt mit dem Radsportnachwuchs in Ostthüringen bestellt?
In Ostthüringen trainiert weit über die Hälfte des Thüringer Radsportnachwuchses. Die Platzierungen beim Jugend-Fördercup Thüringen der SV SparkassenVersicherung geben uns Anlass zu Freude. Die drei Jenaer Vereine verfügen über eine sehr effektive Form der Nachwuchsgewinnung und auch in Gera und Greiz sind wir gut aufgestellt. Was aber kein Grund dafür ist, sich zurückzulehnen.

Worin liegen die wesentlichen Schwerpunkte in der Stützpunktarbeit?
Unsere wichtigste Aufgabe ist es, Schüler für den Radsport zu begeistern, sie an die Vereine zu binden und sportlich zu entwickeln. Die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen ist noch enger zu gestalten und dabei sind mögliche Befindlichkeiten abzubauen. Die Chancen dafür sind gut. Die wenigen Rennsport-Vereine in Ostthüringen verfügen quantitativ wie qualitativ über eine gute Sportlerstruktur. Wir haben ein eng geknüpftes Netz von Kampfrichtern und eine ausgezeichnete Ergebniserfassung. Nicht zu vergessen, die Radrennbahn, offen für die Nutzung aller Ostthüringer Vereine. Wichtig ist es, dass wir sportlich noch enger zusammenrücken.   (rs)

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29.01.2009 - www.ssv-gera.de