Brahmenau/Gera, 26.02.2009
Eine Legende des Radsports ist nicht mehr.
Tiefe Trauer unter den Radsportfreunden um ihren Werner Marschner.


Werner Marschner Ein Radsportherz hat aufgehört zu schlagen. Tief bewegt haben die Radsportfreunde die Nachricht vom Tod Werner Marschners aufgenommen, der am Vormittag des 26. Februar 2009 im SRH Wald-Klinikum Gera sanft entschlafen ist. Sein größter Wunsch war es, am 12. März gemeinsam mit seinen Sportfreunden seinen 90. Geburtstag zu feiern. Um so schwerer wiegt der Verlust, da seine so vertrauten ehemaligen Sportler Olaf Ludwig und Thomas Barth voll in der Vorbereitung für dieses Jubiläum waren.
Mit Werner Marschner verliert der deutsche Radsport einen der erfolgreichsten DDR-Trainer. Gemeinsam mit seinen erfolgreichsten Schützlingen Olaf Ludwig, Thomas Barth, Jens Heppner und Jörg Köhler schrieb er weit über ein Jahrzehnt für die damalige DDR nationale und internationale Radsportgeschichte. Seine Schützlinge, stets väterlich umsorgt, fanden immer ein offenes Ohr bei ihm.
Werner Marschner zählt unzweifelhaft zu den Legenden des DDR-Radsports, dessen fachliches Können, psychologisches Einfühlungsvermögen und pädagogisches Vorgehen schon damals als Trainer immer gefragt waren und über seinen Tod hinaus weiter geschätzt werden wird. Sollte einmal eine Geschichte des DDR-Radsports geschrieben werden, müsste schon ihm allein ein Kapitel gewidmet werden.
Masche´s - wie er von seinen Freunden immer liebevoll genannt wurde - Leben mit dem Rad begann 1925. Mit sechs Jahren von der Faszination Radsport erfasst, fuhr er dann als 15-jähriger sein erstes Rennen – als Wulstreifenfahrer, denn seine finanziellen Mittel reichten nicht für ein Tourenrad. Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges musste er sein Rennrad mit der Uniform tauschen. 1947 aus dem Krieg nach Hause zurückgekehrt, stieg er wieder auf das Rennrad, fuhr fünf DDR-Rundfahrten mit, wo sich sein Weg mit Gustav-Adolf Schur kreuzte.
Mit 35 Jahren sah Werner Marschner für sich die Zeit gekommen, aus dem Sattel zu steigen und seine Erfahrungen an den Nachwuchs weiterzugeben. Vor dem Krieg war für ihn der Weg zur höheren Schulbildung versperrt – sein Vater war damals arbeitslos - so erlernte er den Beruf eines Mechanikers. Mit 40 Jahren drückte er noch einmal die Schulbank, legte 1965 nach 4-jährigem Studium an der DHfK Leipzig sein Staatsexamen als Trainer ab. Später griff er erneut zu den Büchern und studierte an der Ingenieurschule Glashütte.
Doch dann packte ihn der Radsport ganz. Trainer, Bezirkstrainer und Cheftrainer beim SC Karl-Max-Stadt waren nun einige seiner Stationen, bevor er 1973 nach Gera in das neu gegründete Leistungssportzentrum, die SG Wismut Gera, wechselte. Zuvor hatte er mit ansehen müssen, wie einem Radsporttalent wie Wolfgang Lötzsch, der für ihn immer der Größte war, eine internationale leistungssportliche Karriere verwehrt wurde. "Ich hatte die Nase voll von diesem Theater und wollte in Gera einen Neuanfang wagen", begründete er einst seinen Wechsel. Gemeinsam mit Klaus Aurich und Siegfried Huster kam er nach Gera, machte die Ostthüringer Metropole zur Hochburg des Radsports und freute sich immer darüber, dass sie es auch heute mit dem SSV Gera 1990 noch immer ist.
Olympisches Gold, Regenbogentrikots sowie viele Medaillen und Platzierungen bei Welttitelkämpfen, DDR-Meisterschaften, nationalen und internationalen Rundfahrten, darunter die beiden Friedensfahrt-Gesamtsiege von Olaf Ludwig, waren nur einige der Meilensteine, die den erfolgreichen Trainer Werner Marschner unvergessen machen.
Bis zu seinem Tod hat er auch immer den engen Kontakt zu seinen Schützlingen sowie zum SSV Gera 1990 e.V. gehalten. Seine Radsportfreunde werden sein Andenken stets in Ehren halten.   (rs)

    << zurück zur Übersicht

26.02.2009 (07.03.09) - www.ssv-gera.de