Zu Ernst scheint für die Thüringer Landespolitik das Problem zu sein, wie es weiter geht mit dem Radsport in Gera. So konnte auch der Dauerregen, der die Austragung des 6. Laufs zum "eropräzisa"“ Nachwuchs-BahnCup unmöglich machte, weder die Thüringer Finanzministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Birgit Diezel (CDU), noch Dieter Hausold (Die Linken) und Ingo Menke (Bündnis 90/Die Grünen), davon abhalten, der Einladung des Stadtsportbundes Gera zur Diskussionsrunde zum Thema "Die Notwendigkeit einer Radsporthalle für die Zukunft der erfolgreichen Tradition des Geraer Radsports" zu folgen und sich so den konkreten Sachfragen von SSB-Präsident Dr. Rainer Willms zu stellen. Vor Ort auf der Radrennbahn auch der ehemalige Oberbürgermeister von Jena, Dr. Peter Röhlinger, der den FDP-Chef Uwe Barth vertrat, der es schon bei seiner Anwesenheit zur Thüringer Landesverbandsmeisterschaft Bahn bedauerte, dass er diesen für ihn äußerst wichtigen Termin nicht selbst wahrnehmen konnte. Als etwas wasserscheu erwies sich an diesem Nachmittag die Vertreterin der SPD, Siegrid Müller, die zwar ihre Teilnahme zugesagt hatte, aber vom Moderator Dr. Rainer Willms vergeblich als Gesprächspartner gesucht wurde.

"Wenn ich das alles so höre, bin ich optimistisch wie lange nicht, was den Bau unserer Radsporthalle angeht", resümierte Gerald Mortag als spontanes Fazit das Ergebnis der dreißigminütigen Gesprächsrunde.

Für die Otto-Dix-Stadt Gera ließ der Vertreter des Oberbürgermeisters, Bernd Kriebitzsch, Fachdienstleiter Bildung und Sport, keinen Zweifel daran, dass die Stadt ihre Hausaufgaben gemacht hat, was die Beantragung der Fördermittel betrifft, und das 2002 bis 2004 wie auch 2007 und 2008 und so wird es auch 2009 sein. Der Antrag liege fertig vor und bedarf nur noch der Unterschrift des Oberbürgermeisters, der sich zurzeit im Urlaub befindet, so der Fachdienstleiter, der auch auf die eindeutigen Beschlüsse des Stadtrates zur Radsporthalle verwies.

Klarheit gab es auch hinsichtlich des Standortes für eine Trainingshalle mit einer 166 m Bahn und einem Investitionsaufwand von 3,3 Millionen Euro in der Tschaikowski-Straße. Mit der in Aussicht gestellten Nutzung von Städtebaufördermitteln ergab sich die Möglichkeit, für eine erweiterte Form mit anderen Events. Als möglicher Standort für das ca. 5 Millionen Projekt wird das ehemalige Berufsschulareal in der Wiesestraße favorisiert.

Als Gründe für den Bau einer Radsporthalle in Gera führte der Fachdienstleiter unter anderem an, die Bereitschaft des SSV Gera 1990 die Radsportstätte in eigener Regie zu betreiben, dass der Geraer Radsport nicht lokal begrenzt ist, sondern einen wesentlichen Aspekt für ganz Thüringen darstellt und dass es wichtig sei, eine Sportstätte zu schaffen, die ganzjährig auch zu Trainingszwecken genutzt werden kann, da ja die Wettkämpfe im Bahnradsport vorwiegend in den Wintermonaten liegen.

Keinen Zweifel ließ Birgit Diezel daran, dass der Geraer Radsport eine wesentliche Ausstrahlungskraft auf ganz Thüringen hat. "Ich habe es immer bedauert, dass der Landessportbund beim Einsatz der Bundes- und Landesmittel sich für Erfurt entschieden hat. Und auch diesmal vermisse ich, dass die Geraer Radrennbahn in der Prioritätenliste des LSB nicht ganz oben steht", so die Ministerin, die damit auch deutlich machen wollte, dass dies keine Entscheidung der Politik sei. Unverständlich für die CDU-Politikerin ist auch, dass die kürzlich von Dieter Althaus getroffene Aussage während einer Veranstaltung in Gera: "Ich stehe zur Radrennbahn in Gera", in der Öffentlichkeit nicht angekommen ist. (Warum auch immer!)

Birgit Diezel versprach sich außerhalb der Prioritätenliste stark zu machen für eine Radsporthalle, allerdings mit einer 60:40 Finanzierung, bei der auf die Stadt der größere Anteil zukommt und safte weiter: "Ein mögliches Umdenken beim Landessportbund wäre allerdings hilfreicher."

Eindeutig auch das Bekenntnis zur Radsporthalle von Dieter Hausold, der vor allem die Einmütigkeit des Stadtrates hervorhob und einen, wie von Dr. Rainer Willms vorgeschlagenen, Bürgerantrag nicht für notwendig hält, da man sich ja in der Sache einig sei.

Für Dr. Peter Röhlinger sei die Zeit gekommen, das Parteibuch zur Seite zu legen, schließlich seien wir ja als Politiker für die Bürger da. Es sei an der Zeit, etwas für die Region zu tun. "Ich bin heute nach Gera gekommen, um Euch Mut zu machen", so der FDP-Politiker, der deutlich machte, dass sich die Geraer auf die FDP als Partner verlassen können und erklärte im Namen von Uwe Barth die Bereitschaft, gemeinsam in Sachen Radrennbahn konstruktiv weiter zu kämpfen.

Ingo Menke regte an, auch den Landkreis Greiz in das Projekt Radsporthalle einzubeziehen, handle es sich doch um eine Sportstätte, die für ganz Ostthüringen von Bedeutung ist.

Nachgedacht werden sollte nach Aussage von Dr. Rainer Willms auch über eine Aktionsgemeinschaft zwischen Gera und Erfurt, da ja beide Stützpunkte davon profitieren. Was sich Birgit Diezel wiederum gut vorstellen kann und was auch die Zustimmung der anderen Landespolitiker findet.

SSV-Präsident Wolfgang Reichert dankte nicht nur den anwesenden Vertretern der Landespolitik, sondern auch den zahlreichen Geraer Sportvereinen, die sich mit ihrem Kommen solidarisch mit dem Geraer Radsport und dessen Bemühungen um eine neue, seinen Leistungen entsprechende, Trainings- und Wettkampfstätte zeigten. Unter den Teilnehmern auch die Geraer Radsportler Tina Liebig und Robert Förstemann, die das Radsport-ABC hier erlernt haben und dem SSV Gera als Vereinsmitglieder noch immer eng verbunden sind.

Dr. Rainer Willms beendete die Diskussionsrunde mit der Hoffnung, bei der nächsten Zusammenkunft über weitere Schritte zu sprechen und die Grundmauern der neuen Radsporthalle zu besichtigen.   (rs)


Schöne Bilder der Veranstaltung  siehe robertfoerstemann.de >>