"Die Arbeit beginnt schon vorher"

OTZ Gera / Jens Henning

29. Jun 2011

Bernd Herrmann (46), Sportdirektor im SSV Gera und Hauptsponsor.   (Foto: otz.de/Jens Henning)
Bernd Herrmann (46), Sportdirektor im SSV Gera und Hauptsponsor. (Foto: otz.de/Jens Henning)

Für den Geraer Radsport-Fan und Hauptsponsor Bernd Herrmann kommt in den seit Wochen anhaltenden Diskussionen um den Thüringer Radsport die Arbeit der kleinen Vereine viel zu kurz.

Bernd Herrmann (46), Sportdirektor im SSV Gera und Hauptsponsor, ist genervt von den Verlautbarungen über den Thüringer Radsport in den letzten Wochen. Gestern meldete er sich zu Wort als Vertreter des SSV Gera.

Herr Herrmann, was passt Ihnen nicht?
Die Vereine, die die Arbeit machen, mit ehrenamtlichen Helfern, die die Radsportler bis zur Jugend und zu den Junioren ausbilden, werden gar nicht genannt und schon gar nicht gewürdigt. Ich höre nur, dass die Erfolge an der Arbeitsweise von Jens Lang liegen. Die Arbeit beginnt aber nicht erst, wenn er gut ausgebildete Fahrer übernimmt, sondern schon vorher.

Ein John Degenkolb ist doch das Verdienst von Lang, oder?
Sicher hat er auch seine Aktie daran. Doch John Degenkolb wurde im Jugend- und Juniorenbereich von Gerald Mortag trainiert und betreut. Sogar als Fahrer im U 23-Team holte er sich von Herrn Mortag Tipps fürs Training und Motivation. Das findet keine Erwähnung. Es wird nur Jens Lang als der Macher des Erfolgs hingestellt.

Wollen Sie jetzt schmutzige Wäsche waschen?
Das liegt mir fern. Ich habe nur etwas gegen eine einseitige Darstellung. Herr Lang besitzt einen autoritären Führungsstil, er lässt sehr selten andere Meinungen zu. Er versucht, mit dem geringsten Aufwand den größtmöglichen Erfolg zu erreichen.

Wirkt sich das auf die Arbeit in den Vereinen aus?
Der Radsportverband hat die Zuschüsse für Honorar-Trainer gekürzt. Wir haben fünf Trainer in Gera, die eine enorme Arbeit leisten. Für diese fünf Trainer haben wir 2011 nur 1000 Euro zur Verfügung. Früher waren das mal 2500 Euro. Wir waren damit nicht einverstanden, wir haben es aber akzeptiert.

Die U23-Mannschaft des Thüringer Energie Teams ist aber ein Erfolgsgeschichte?
Die Ergebnisse stimmen. Das Konzept ist aber nicht aufgegangen. Ziel war und ist es, dass die besten Thüringer Fahrer in diesem Team fahren und aufgebaut werden. Jetzt muss man aber Sportler aus anderen Vereinen abwerben und schult sie im Sportgymnasium Erfurt ein.

Nils Plötner ist ein Ostthüringern, er fährt aber seit zwei Jahren für Heizomat. Bei der Thüringen-Rundfahrt war er sehr gut.
Ich kenne Nils schon lange. Der Umgang mit ihm war nicht immer glücklich. Nils hatte sich mit allen Dingen im Eon-Team nicht immer einverstanden erklärt und bekam daraufhin keinen neuen Vertrag. Dass man seine Leistungen nicht richtig eingeschätzt hat, beweisen seine jetzigen Leistungen und seinen Status als Auswahlkader.

Das hatte auch Thomas Barth, Sportlicher Leiter bei Jenatec Cycling, vor kurzem kritisiert.
Das Thema Thomas Barth brennt mir auch auf der Seele. Herr Barth ist nicht immer bequem. Er eckt oft an. Aber Leute mit seinem Enthusiasmus sollte man nicht ignorieren. Letztes Jahr bei der Bulgarien-Rundfahrt hat er gegenüber Stephan Schreck geäußert, dass er mit seinem Team bei der Thüringen Rundfahrt 2011 starten möchte. Ich saß mit am Tisch. Da kann sich ein Jörg Werner doch nicht hinstellen und öffentlich verkünden, dass Herr Barth die Bewerbungsfristen nicht eingehalten hat.

Jörg Werner hat sich als Inhaber der Team Spirit GmbH auch zur Zukunft von Jens Lang geäußert und über sein weiteres Engagement.
Mit seiner Drohung, er wird die Thüringer Rundfahrt der U23 im Fall des Weggangs von Jens Lang nicht mehr durchführen und auch das Juniorenteam nicht mehr unterstützen, hat er dem Ansehen des Thüringer Radsports erheblich geschadet.

Wie soll es weitergehen mit Jens Lang und Jörg Werner?
In einem Unternehmen der freien Wirtschaft wäre Jens Lang längst beurlaubt worden. Jörg Werner muss sich entscheiden, ob er die bestehenden Strukturen anerkennt. Der Thüringer Radsport ist nicht nur die Arbeit von zwei Personen. Wenn ich aber die letzten Monate zurückverfolge, muss ich diesen Eindruck erhalten. Zum Radsport in Thüringen gehören aber viel mehr Leute. (OTZ/Jens Henning)


Ostthüringer Zeitung siehe otz.de >>

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