Homepage der OTZ



Beruf Anfahrer
(05.07.2007 / OTZ Gera / Andreas Rabel)

Der Geraer Robert Förstemann bringt bei der U23-EM in Cottbus Teamsprinter in Schwung.
Robert Förstemann denkt an Mallorca.


Beruf Anfahrer: Geraer Robert Förstemann Auf der Sonneninsel wär´ er gern. Aber der 21 Jahre alte Bahnsprinter muss in Cottbus seine Runden drehen. "Es ist kalt, es regnet und der Wind bläst in die nur halbüberdachte Bahn. Es schüttelt einen." Aber man kann sich den Austragungsort der Bahnrad-EM in der U23-Klasse nicht aussuchen. Die Balearen wären ihm lieber , das steht außer Frage, auch weil der junge Mann vom SSV Gera dort Ende März seine erste internationale Medaille bei den Großen eingefahren hat. Als Anfahrer im Teamsprint zog der Thüringer Maximilian Levy und Stefan Nimke zu WM-Bronze. "Mein schönster Erfolg. Die Medaille hat bei mir einen Ehrenplatz."
Der Erfolg bei den Titelkämpfen in Palma de Mallorca gab dem gebürtigen Greizer im Nachhinein Recht. Er hatte sich vom Erfurter Sprintteam getrennt, fährt nun für das Chemnitzer XXL Erdgas Team und trainiert in Berlin bei Ex-Sprinter Emanuel Raasch. Seine neue Wohnung in der Hauptstadt, 400 Meter Luftlinie vom Velodrom in Hohenschönhausen entfernt, ist bezogen. Er hat sich eingelebt, auch Freundin Melanie ist mitgekommen, studiert in Berlin.
Robert Förstemann setzt voll und ganz auf den Sport. Die Ausbildung zum Polizeimeister-Anwärter ist auf den Radsport abgestimmt. An fehlendem Training läge es nicht, sollten schnelle Zeiten ausbleiben. Sein neuer Trainer Emanuel Raasch hat das Training umgestellt, "aufgesattelt". Es bekommt ihm gut. Förstemann hat seine 200-m-Zeit mit stehendem Start auf 17,65 Sekunden gedrückt, die Muskeln sprengen fast das Dress.
Förstemann ist Anfahrer im Teamsprint, muss aus der Startmaschine heraus die ersten schweren Tritte bewältigen, die Hintermänner in die erste schnelle Runde führen. Eine kraftraubende Angelegenheit. Doch nur als Anfahrer sieht er seine Chance, sich auch für den Teamsprint bei den Olympischen Spielen in Peking zu qualifizieren. Mit dann 22 Jahren Olympiastarter, dafür lohne es sich auch, "im Sprint etwas zurück zu stecken". Sein momentan ausgeübter Beruf: Anfahrer.
Beim Sprintcup in Cottbus am Wochenende hat der 21-Jährige in der Sprint-Qualifikation mit 10,4 Sekunden geglänzt. "Im Turnier konnte ich mein Leistungsvermögen dann nicht ganz abrufen." Der eine oder andere taktische Schnitzer käme hinzu, es fehle die Praxis, das sei das Los des Teamsprinters.
Am kommenden Mittwoch will Förstemann die Muskeln wieder spielen lassen. Für den Teamsprint bei der U23-EM in Cottbus ist er gesetzt, auf einen Einsatz im Sprint hofft er. Auch der WM-Dritte Maximilian Levy ist auch noch bei der Espoirs genannten Nachwuchsklasse startberechtigt. Für die dritte Position kommen Benjamin Wittmann und der Erfurter Sebastian Döhrer in Frage. Der gebürtige Aumaer René Enders, der in Erfurt bei Jochen Wilhelm trainiert, ist für alle Rennen Ersatz.
Die Bahn im kalten und verregneten Cottbus ist 333 Meter lang, international üblich sind 250 m. "Da braucht man Stehvermögen, einen langen Atem." Den hat er, das intensive Training sei vorbei, "am Montag wird noch einmal angejuckt und dann hoff´ ich, dass ich richtig Bumms hab´".

Fenster schließen

06.07.2007 - www.otz.de