Gera, 04.01.2007
Von nichts kommt nichts.
Geraer Robert Förstemann jetzt frei für Kampf um WM und Olympia.


"Es drängt Sie nach größeren Veränderungen. Denn das Mittelmaß können Sie kaum ertragen. Seien Sie aber vorsichtig. Sie neigen dazu, sich selbst, andere Menschen und gewisse Entwicklungen falsch einzuschätzen. Und Ihre Erwartungen sind gefährlich hoch. Natürlich sollen Sie nicht im Stillstand verharren. Doch brechen Sie bitte nichts übers Knie. Weder im Job noch im Privatleben. Je mehr Sie erreichen wollen, desto mehr müssen Sie einbringen. Von nichts kommt nichts."

Robert Förstemann (XXL Erdgas Team/SSV Gera 1990) Am 5. März wird Robert Förstemann 21 Jahre. Geboren im Sternzeichen "Fisch". Für ihn das Jahr der Fehleinschätzungen? So kann man es im obigen Jahreshoroskop lesen. Wie geht man mit einer solchen Prophezeiung um? "Horoskope sind eigentlich nicht so meine Sache. Vielleicht aber auch nicht ganz schlecht, zu wissen, was darin steht. Vielleicht sollte ich es mir überīs Bett hängen. So als Erinnerung", meint Robert Förstemann scherzhaft.
Ja, kann es denn für ihn noch schlimmer kommen, als im Jahr 2006, was für ihn zu einem durchaus turbulenten Radsportjahr wurde. Im Visier 2007 die Weltmeisterschaften in Palma de Mallorca und 2008 der Start bei Olympia in Peking. "Ja, meine Erwartungen sind hoch, möglicherweise auch gefährlich. Doch schaden wird es mir nicht. Jeder hat einmal klein angefangen, um später einmal groß zu werden. Man muss nur fest daran glauben. Und was soll daran so schlimm sein", macht sich Robert selbst Mut, der im Übrigen nicht beim Punkt Null anfängt, sondern doch einiges an nationalen und internationalen Erfolgen aufzuweisen hat, darunter den Juniorenweltmeistertitel sowie Platz zwei bei der Europameisterschaft. Doch es sind nicht allein die Erfolge, durch die er seine Motivation gewinnt. Nicht optimal für ihn der fünfte Platz bei der Weltmeisterschaft der Elite im Teamsprint. Als persönlichen Erfolg dagegen wertet er seinen Schritt in Richtung WM-Qualifizierung in seinem zweiten U23 Jahr. Hier muss er sich mit dem Erfurter Matthias John messen. Erneut deutlich der Sprung unter die 18 Sekunden über die 250m Distanz und in der Sprintqualifikation schaffte er es bis hin zu einer 10,3 auf der offenen Bahn in Cottbus. Vor einigen Jahren gereichte eine solche Zeit noch zum Weltmeistertitel. Heute bedarf es schon eine 9,7s, vorgelegt beim Weltcup auf der schnellsten Radrennbahn der Welt in Moskau vom amtierenden Weltmeister Theo Bos aus den Niederlanden.
Zu unterschiedlich und widersprüchlich in der Argumentation, vereitelten die Wünsche von Robert Förstemann, sein Leistungsvermögen bei der U23 Europameisterschaft, der Deutschen Bahnmeisterschaft oder zum Internationalen Grand Prix in Deutschland unter Beweis zu stellen. Sein Gefühl, der nicht mehr gegebenen Rahmenbedingungen für sein sportliches Weiterkommen, veranlassten ihn, mit Beginn der Saison 2007 dem RSC Turbine Erfurt und dem Erfurter Sprintteam den Rücken zu kehren. "Ich fühlte mich vom Thüringer Radsport Verband abgeschrieben. Aus Thüringer Sicht für Olympia nicht gut genug, auf Bundesebene aber im 'Topp-Team Peking'. Ich musste für mich eine Entscheidung treffen", begründet der Geraer seinen Neuanfang.
Mit seiner Rückkehr zum SSV Gera 1990, den Wechsel zum XXL Erdgas Team und der sportlichen Betreuung durch Emanuel Raasch hofft er nun die notwendigen Vorsaussetzungen gefunden zu haben, um sich an der Seite von Stefan Nimke und Carsten Bergemann für Palma de Mallorca und Peking zu qualifizieren. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg, der allerdings zeitlich alles andere als lang ist. "Bei Einzug von Kontinuität in den eigenen Leistungen, beim Training und den Rahmenbedingungen, sind die angestrebten Ziele durchaus real", zeigt sich Emanuel Raasch optimistisch. Und weiter: "Voraussetzung dafür ist eine noch höhere Trittfrequenz und größere Antrittsstärke. Genau daran werden wir mit aller Konsequenz arbeiten." Robert Förstemann weiß, von nichts kommt nichts und das Erreichte ist noch nicht das Erreichbare. Für ihn gilt, er muss investieren. Auch in beruflicher Hinsicht hat Robert Förstemann nun mehr Freiheiten, hat er doch seine Zwischenprüfungen bei der Bundespolizei absolviert und kann sich nun voll auf seinen Sport konzentrieren.
Zurzeit bereitet sich der Geraer in Frankfurt/Oder auf den Weltcup in Los Angeles vom 13. bis 22. Januar 2007 vor, wo er gemeinsam mit René Wolff und Carsten Bergemann im Teamsprint an den Start gehen wird und möglicherweise auch im Sprint.   (rs)

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04.01.2007 - www.ssv-gera.de