Gera, 18.08.2007
Verzweifelter Kampf gegen die Müdigkeit.
Geraer Bernd Herrmann startet bei 1225 km Langstreckenrennen Paris-Brest-Paris.


Beim Radrennen der Superlative von Paris nach Brest und zurück über 1225 km am Start, der Geraer Unternehmer Bernd Herrmann. Hilfe hat er nur von seinem Vater Hans zu erwarten und das aber auch nur an den vorgeschriebenen Kontrollpunkten. "Der blanke Wahnsinn!", sagen die einen. Andere wieder meinen: "Da gibt’s bestimmt Geld dafür. Freiwillig wird sich doch keiner so schinden." Nein, dass Geld ist es nicht. Im Gegenteil. Wer beim Radklassiker Paris–Brest–Paris an den Start geht, der muss dafür sogar bezahlen. Dazu gehört der Geraer Hobby-Radfahrer Bernd Herrmann. Er wird vom 20. bis 24. August 2007 die 1225 km und 10000 Höhenmeter vom Pariser Vorort St.Quentin en Yvelines bis nach Brest an der Atlantikküste und zurück unter die schmalen Reifen seines Rennrades nehmen. "Es ist der Reiz mich auszutesten, das Flair von über 4000 Fahrern aus aller Welt einfach mitzuerleben", begründet Bernd Herrmann seine Entscheidung, bei diesem Rennen der Superlative für Amateure an den Start zu gehen.
Noch gut bei ihm in Erinnerung, die 6001 km vom Fichtelberg bis Kap Arkona von Anfang Juli. "Dort angekommen, total entkräftet. Da denkt man, mehr ist nicht drin. Und nun die ganze Strecke noch einmal zurück? Da verstehe ich schon, wenn mancher denkt, das ist nicht normal", so der Geraer, der weiß, dass er nun bis an seine Grenzen geht. Schmerzende Oberschenkel, gefühllose Fingerspitzen, Schmerzen in den Knien, Übermüdung, alles das gilt es wegzustecken. "Für mich ist es nur wichtig, anzukommen. Und das will ich in spätestens 80 Stunden", so die individuelle Zielstellung. Darauf hat er sich gut acht Monate vorbereitet. 15000 Trainings- und Wettkampfkilometer liegen seit Dezember 2006 hinter ihm. Hilfe für seine Trainingsplanung erhielt er von Gerald Mortag. Doch wenn er am Montag um 20 Uhr auf die Strecke geht, ist er allein auf sich gestellt. Hilfe hat er nur an den vorgegebenen Kontrollpunkten zu erwarten und da steht sein Vater Hans mit dem Wohnmobil. "Mein Vater ist genauso aufgeregt wie ich. Tagelang hat er eine Karte nach der anderen studiert, war mit Einkäufen beschäftigt, hat Verpflegung, Getränke und Geschirr im Wohnmobil verstaut", erzählt Bernd Herrmann.

Mit 43 Jahren stellt sich der Geraer dieser Herausforderung. Dass er wohlbehalten in Paris wieder ankommt, daran zweifelt er nicht. "Ich habe mich gut vorbereitet, bin körperlich fit. Dort sehe ich auch nicht das Problem. Es wird für mich mehr eine Kopfsache und ein verzweifelter Kampf gegen die Müdigkeit sein. Mental das zu überstehen, darauf kommt es für mich an. Ich habe schon zu meinem Vater gesagt: Auch wenn ich noch so fertig an den Kontrollpunkten ankomme, ich will von dir nicht hören, Junge gib auf. Für dich gilt nur eins, mich zu motivieren", so Bernd Herrmann, für den zur Vorbereitung auch eine Grobplanung gehört, wie die Einteilung der Schlafpausen, deren Länge oder was er an Nahrung und Getränken wann und in welchem Umfang zu sich nimmt.

Um das Rennen durchzustehen, muss auch beim Material alles stimmen. Seit Tagen ist er gemeinsam mit Jens Weiser am Wirken, denn außer an den Kontrollpunkten gilt es: hilf dir selbst. Und nach gut 80 Stunden im Rennsattel dann in Paris angekommen, winkt für Bernd Herrmann nicht das große Geld, aber er darf dann den Titel "Randonneur" tragen.   (rs)

Für uns berichtet Bernd täglich in seinem Tagebuch PBP 2007 >>
Offizielle Homepage zu Paris-Brest-Paris >>

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18.08.2007 - www.ssv-gera.de